Rundreise oder Angeltrip? Und die Sache mit dem Wolf…

Einen Teil dieser Story haben wir vor einigen Podcastfolgen angesprochen. Wie es zu der Begegnung mit dem Wolf kam, erzählen euch Partick und Sven nun…

Ende April 2018 setzte ich mit meinem Bro Sven unseren Plan in die Tat um. Es sollte nach Südfrankreich gehen.
Schon zu Hause merkten wir, dass dieser Trip etwas anders werden sollte, als alles, was wir bis jetzt erlebt hatten. Ich, Patrick packte mein Auto (Kastenwagen), voll bis unters Dach und schon ein wenig tiefer gelegt machte ich mich auf den Weg zu Sven. Als ich die Einfahrt zu seinem Parkplatz entlangfuhr und sein Haufen Gepäck sah, wurde mir heiß und kalt. So würden wir nicht nach Frankreich kommen. Sven und ich mussten das komplette Auto ausräumen. „Happy Birthday, Alter“, sagte ich zu Sven. Nun wühlten wir uns durch einen Riesenhaufen Tackle und diskutierten, was für unnützes Zeug wir in Svens Garage lassen können und was wir wirklich brauchen. Am Ende waren das Auto und unsere Nerven um einiges leichter. Jetzt konnte es losgehen, 1200 km und 13 Stunden der Sonne entgegen.
Pünktlich mit dem Sonnenaufgang fuhren wir von der Autobahn, über die Landstraße und über die Brücke. Von dort hatten wir einen wunderschönen Blick über den See, aber nicht nur das konnten wir sehen, sondern auch ein Bivy nach dem andern zerstörte die schöne Sicht und unsere Hoffnung auf einen dicken Fisch. Ganz glauben konnten wir das nicht. So machten wir uns auf den Weg runter zum See. Immer bergab, über Stock und Stein, durch tiefe Löcher und Matsch bekamen wir am Ende des Sees die Gewissheit, dass wir hier heute keine Rute mehr ins Wasser kriegen.
Noch vor einem vernünftigen Frühstück und ohne Kaffee drehten wir um, zurück über Stock und Stein, tiefe Löcher und Matsch…. zumindest war das der Plan. Auf der Hälfte des Berges hörten wir vom Auto nur noch durchdrehende Reifen und einen heulenden Motor. Wir steckten fest und nichts ging mehr. Schieben, Äste unter Reifen legen und gutes Zureden hat uns leider nicht weitergeholfen. Wir waren zu schwer. Wir hatten jetzt nur noch eine Chance, hier weiterzukommen. Sven und ich räumten das gesamte Tackle aus dem Kofferraum. Wir fühlten uns wie im falschen Film. Auto leer und der Magen auch schob Sven von hinten und ich gab ordentlich Gas. Endlich war ich und das Auto oben angekommen. Sven und das Tackle warteten auf der Hälfte des Berges. Ärmel hochgekrempelt und los. Eine Fuhre nach der anderen brachten wir zum Auto. Nach gefühlt 20 x-mal hoch und runter war der Kofferraum wieder voll. Nach dieser Aktion war uns klar wir brauchen eine Plan B. Mit dem neuen Plan in der Tasche machten wir uns auf den Weg zum nächsten See. Überraschung – auch hier keine Chance für uns ein freies Plätzchen zu finden. Es brauchte noch 3 weitere vollbesetzte Seen, um uns endgültig die Motivation zu nehmen. Einfach nur müde, maximal genervt, unterzuckert und verschwitzt entschlossen wir erstmal auf den nächsten Campingplatz zu fahren.

Fix und fertig mit der Welt

Auf dem Campingplatz angekommen packten wir einfach nur unser Liegen aus und legten uns nach einer erfrischenden Dusche zum Schlafen hin-natürlich Open Air. Es dauerte keine 5 Minuten und wir schliefen ein.
Am nächsten Morgen war uns klar bei diesem Trip reicht weder Plan A, B noch C, diesmal müsste das ganze Alphabet dran glauben.

Unser neues Ziel war ein kleiner See in den französischen Alpen. Nach einiger Zeit kamen wir in die Nähe des legendären Lac de St.Cassien. Ein kurzer Moment der Schwäche ließ uns überlegen die Abfahrt zunehmen und unseren Trip am Cassien zu beenden. Nach kurzer Erwägung der Pro und Contras überwog ein Argument. Sven und ich hatten definitiv keinen Bock auf Nachtangelverbot und tägliches ab und aufbauen. So ging es weiter und wir folgten dem Navi zu unserem Ziel. Am See angekommen, gab es nur noch freie Plätze an der Straße und das wollten wir auf gar keinen Fall. Wie es der Zufall so wollte, begegneten wir 2 netten älteren Damen, die gerade am Strand badeten. In Absprache mit den Frauen bauten wir nun unseren Platz am Badestrand auf. Schon 2 Stunden später hielt ein Auto bei unserem Platz. Die Gard de Peche stieg aus und kontrollierte uns. Natürlich hatten wir noch keine Bootskarte für den See und so machte ich mich gleich auf den Weg in den Ort, um im ansässigen Waffengeschäft eine Bootskarte zu kaufen. Sven machte sich jetzt auch mal nützlich und baute weiter das Tackle auf.

Nach der ganzen Aufregung konnten wir uns jetzt endlich auf das Konzentrieren weswegen wir hier waren.
Das Bivy war aufgebaut und die Ruten wurden gelegt. Die meisten Ruten fanden ihren Platz in und vor dem großen Schilfgürtel, links von uns. Dort konnten wir auch schon die ein oder andere Beute ausfindig machen. Die restlichen Ruten wurden auf verschiedenen Tiefen im Rest des Sees verteilt. So aufgestellt, sollte jetzt erstmal nichts mehr schiefgehen. So dachten wir uns das zumindest.

Erfolg Rigs einfach und simpel

In den folgenden 5 Tagen, die wir an diesem schönen Fleckchen Erde verbrachten, konnten wir einiges auf die Matte legen. Den größten Fang machte Sven mit einer direkt auf Sicht, vor dem Schilfgürtel, abgelegten Rute. Dort biss ein wunderschöner 17 Kilo Spiegler.
Wir genossen die Zeit und lebten wie der Gott in Frankreich. Täglich kamen wir mit neu ankommenden Anglern aus den Niederlanden und Deutschland ins Gespräch. 2 Fische über 30 Kilo lockten so manches Anglerherz an diese Stelle. Der Angelurlaub neigte sich dem Ende zu und wir nutzen die Zeit, um einige Mitbringsel für zu Hause einzukaufen. Wein, Käse und Baguette macht die Frauen glücklich.

Einer von vielen Schilfkarpfen
Fetter Spiegler vor malerischer Kulisse

Den letzten Abend ließen wir entspannt ausklingen und quatschten. So entspannt sollte es jedoch nicht bleiben. Es war schon dunkel, als Sven plötzlich große Augen bekam: „Digger, dreh dich mal um, aber langsam!“ Ich drehte meinen Kopf wortlos in die Dunkelheit. Das Adrenalin schoss durch unsere Adern. Zwanzig Meter vor unseren Bivys stand ein Wolf.

Ungebetener Gast


Wie von Sinnen reagierten wir, zogen unsere Watstiefel an und bewaffneten uns mit unseren Banksticks. Der Wolf bewegte sich auf uns zu. Jetzt blieb uns nur noch die Flucht nach hinten. Rückwärts liefen wir in den See, den Wolf immer Blick. Vom Wasser aus beobachteten wir ihn weiter. Jetzt ging der Wolf auf Erkundungstour. Unser Bivy schien äußerst interessant zu sein. Er fraß unsere Boilies und zu guter Letzt ließ er uns noch ein Andenken zurück, in Form von Urin auf und in unserer Kühlbox. Trotz lauter Schreie und diversen Verrenkungen unsererseits, schien das Tier keinerlei Angst zu haben. Es blieb uns nichts anderes übrig und wir harrten so lange aus bis er sich nach einer halben Stunde umdrehte und sich in den Wald verkrümelte. So hatten wir Zeit genug, auch noch ein Foto und ein Video von unserem tierischen Besuch zu schießen.

Ein „tolles“ Abschiedsgeschenk. Vielen Dank…

In dieser Nacht würde keiner von uns beiden ein Auge zu machen. Schließlich hatten wir nur einen Schirm ohne Front dabei und für heute Nacht die „Hausordnung“ am Mann. Am nächsten Morgen wachten wir auf und hatten keinen Besuch mehr vom Isegrim. Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf die Heimreise.

Im Gepäck hatten wir nicht nur unser Tackle, sondern auch 3500 km mehr auf dem Tacho, jede Menge Erlebnisse, Erinnerungen und Spaß. Der Weg war für diesen Trip das Ziel und hat uns umso einige Erfahrungen reicher gemacht.

In diesem Sinne, TIGHT LINES.

Patrick Stein & Sven Schneider