Der Herbst ist für mich vergleichbar mit Frühling. Ich werde angeltechnisch gesehen hellwach, gehe auch etwas motivierter zur Sache. Beide Jahreszeiten bringen Farbe und gewichtige Fische ins Spiel, beide versprechen angenehme Temperaturen, zumindest für mein Wohlbefinden. Jedes Frühjahr und jeder Herbst sind dennoch anders, nicht vergleichbar, unberechenbar und einzigartig. Keins gleicht dem anderen, zumindest glaubte ich das immer.

In diesem Jahr reiste ich in den Süden Frankreichs. Ich mag die alten maroden Tümpel mit butterweichem Schlamm in nahezu unberührter Natur. Es war sonnig, mild und selten bewölkt. Eben kein Fangwetter. Der Luftdruck für viele Angler zu hoch. Dem schenkte ich aber kaum Aufmerksamkeit. Das Szenario kannte ich, es war eine Art Déjà-vu. Vor vielen Jahren saß ich schon einmal, Ende Oktober im Süden bei ähnlichen Bedingungen. Damals lief es auch sehr zäh bis schlecht. Ich erinnere mich noch ganz genau, damals wie heute starrte ich angefressen auf das viel zu ruhige Wasser, wünschte mir Bewegung, hielt vergebens Ausschau nach Fischaktivitäten.


Ich war einem Eichelhagel ausgesetzt. Die alten Korkeichen welche die Ufer hier säumten warfen ihre Früchte freizügig ab. Das Szenario kannte ich. Einige Eicheln landeten im Kaffeebecher, auf dem Zeltdach prasselten sie ein, andere schlugen auf der Abhakmatte ein. Im Wasser, ganz dich am Ufer Landeten jedoch die meisten. Gab es einen Zusammenhang zwischen dem schlechten Fressverhalten und dem Eichelabwurf? Ich war mir unsicher und legte die Rigs ganz dicht unter die Bäume, in eine Wassertiefe von unter einem Meter. Damals wie heute war es der Schlüssel zum Erfolg. Glück oder tatsächlich der einzige Weg zu dieser Zeit? Man kann nur spekulieren.


Als Köder kamen 20mm Scopex Squid Boilies als Bodenköder zum Einsatz. Eicheln wollte ich bewusst nicht anködern. Der Gewässerboden war schließlich damit übersät. Mit Boilies auf dem Teppich aus Eicheln konnte ich mich etwas abheben und den Karpfen eine Abwechslung bieten. Eine Instagram Umfrage bestätigte mir, dass viele andere Angler exakt dieses Szenario genauso erlebt haben und zum Teil heute im Herbst mit zielgerichtet mit Eicheln angeln.


Leider hatte kein einziger Karpfen den ich gefangen hatte Eichelreste auf der Abhakmatte abgesetzt. So wie ich es von Boilies, Pellets, Mais und Tigernüssen aber auch von Krebsen und Muscheln kenne war es nicht. Sie fressen sie, aber sie füllen sich offensichtlich nicht bis zum Rand damit. Vielleicht ist das fressen von Eicheln auch eher eine einfach zu beschaffende Notnahrung, in Zeiten wo die Natürliche Speisekarte rückläufig wird.
Tobias Steinbrück