Es ist schon einige Folgen her, dass wir euch in unserem Podcast das Instagram Profil von METALIMNION vorgestellt haben. Dort haben wir euch auch ein Interview angekündigt. Maurice Kaulbach hat dieses Interview mit Marcel Panne a.k.a. Metalimnion geführt. Ein wirklich starkes Interview welches einige zum staunen bringen wird.
Marcel macht all seine Bilder „mit einem Atemzug“, was bedeutet, dass es ohne Taucherausrüstung macht. Wie er dabei zu solch atemberaubenden Aufnahmen kommt, wie sich die Karpfen ihm gegenüber verhalten, merkt auch er die unterschiedlichen „Charaktere “ der Karpfen bei seinen Tauchgängen?! All das und noch viel mehr beantwortet Marcel in diesem ausführlichen Interview. Also lassen wir Ihn und seine Bilder sprechen.
Viel Spaß damit…
We love to carpytain you!
MAURICE: Hallo Marcel. Ich bin über Instagram auf dein Profil gestoßen und war von deinen Unterwasseraufnahmen völlig überwältigt. Wer den Carpy-Podcast #13 gehört hat weiß schon, dass du kein Angler bist, sondern die Fische in ihrem Element mit der Kamera jagst. Erzähle uns doch kurz etwas zu deiner Person und wie du zum Tauchen und der Unterwasserfotografie gekommen bist?!
MARCEL: Erstmal vielen Dank, dass ich mich hier präsentieren darf. Ich kannte euren Podcast nicht, aber als ich ihn das erste mal gehört hatte, war mir schon klar, dass dieser Podcast etwas ist was auf jeden Fall sehr erfolgreich sein wird. Ihr seid real, ihr seid sehr authentisch und auch wenn ich klein Angler bin, hat er mir sehr großen Spaß gemacht es zu hören und ich habe euch sogar schon einigen Leuten weiterempfohlen, weil der Podcast mich wirklich gut unterhalten hat.
Zu meiner Person, ich bin 1973 geboren also noch keine 50, aber fange an langsam älter zu werden. Ich bin bereits seit Anfang 20 selbstständig als Fotograf und Vidoekünstler. Wie ich zur Unterwasserfotografie gekommen bin ist eine eher traurige Geschichte. Ich fand die Unterwasserwelt schon immer faszinierend. Familienurlaube mit meinen Eltern mussten am Meer stattfinden, wir hatten auch ein Boot in Holland. So spielte sich der Großteil meiner Jugend am und im Wasser ab. Meine Mutter verstarb vor sieben Jahren an einer Krebserkrankung. In dieser Zeit hatte ich in meiner Firma eine sehr stressige Zeit. Wir hatten viele Aufträge und ich war auf der ganzen Welt unterwegs. Da ich am Ende meiner Kräfte und Motivation war, sowohl als Mensch als auch als Künstler, habe ich mir mit 41 eine Auszeit genommen und einen lang gehegten Wunsch erfüllt, auf den Malediven zu tauchen. Dafür habe ich mir eine einfache Unterwasserkamera gekauft und vor dem Urlaub an einem Kölner Baggersee, den ich schon seit vielen Jahren kenne, getestet. Und ich konnte nicht glauben was ich da gesehen habe. Auch wenn die Malediven beeindruckend waren, so hatte ich die Bilder der Unterwasserwelt dieses Sees stets im Kopf. Auf den Malediven habe ich auch eine Tauchausbildung gemacht und tauche und fotografiere seit dem (um die sieben Jahre) in den Gewässern meiner Heimat Köln.
MAURICE: Dein Name auf Instagram ist Metalimnion. Ich kann damit etwas anfangen, aber ich denke viele der Leser kennen nur den deutschen Begriff. Erzähl uns doch kurz, was es mit deinem „Künstlernamen“ auf sich hat!
MARCEL: Ein schwer auszusprechender Name, haha. Metalimnion ist das lateinische Wort für die Sprungschicht. Also der Punkt wo sich das warme Oberflächenwasser mit der kalten Schicht darunter trifft. Ich wollte mich auch eigentlich Sprungschicht nennen, aber da meine Firmen immer tolle deutsche Namen hatten, ich aber gemerkt habe dass es beim internationalen arbeiten schwer ist, da sie keiner aussprechen kann, wollte ich diesmal einen englischen oder lateinischen Namen nehmen. Die Idee war dass Leute außerhalb Deutschlands den Namen aussprechen können ohne sich die Zunge zu verknoten, aber ich glaube das ist mir nicht so ganz gelungen, da es sich kaum einer merken kann.
MAURICE: Wir im Vorwort schon erwähnt machst du all diese tollen Bilder ohne Sauerstoffflasche. Ich war mir, als ich das erste Mal auf dein Profil gestoßen bin, sicher, dass du lange unter Wasser bist und mit einer Sauerstoff-Versorgung unterwegs bist. Aber du machst diese Aufnahmen, wie sagtest du so schön – mit nur einem Atemzug! Das macht das Ganze für mich nochmals imposanter. Warum diese Methode? Wo siehst du für deine Bilder die Vorteile gegenüber einer kompletten Taucherausrüstung? Wäre das nicht einfacher?
MARCEL: Ich tauche ja nicht nur in Seen in denen tauchen erlaubt ist, sondern in jedem See. Und an vielen Seen ist eine richtige Taucherausrüstung nicht erlaubt. Zudem ist es die Verbundenheit zur Natur und dass ich da zu mir komme. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, von Tauchgängen mit anderen Tauchern welche mit Flasche unterwegs waren, dass man einige Fischarten gar nicht oder nur aus der Ferne zu Gesicht bekommt. Das ganze „geblubber“ der Sauerstoffflaschen, vor allem wenn es mehrere sind verschreckt diese Fische sehr. Schleien bekommt man nicht mal aus der Distanz zu sehen, Karpfen meist nur auf Distanz und ganz selten von nahem. Ich verhalte mich unter Wasser sehr leise. Ich gehe richtig ins Unterholz, was mit Flasche erst gar nicht möglich wäre und verharre da nahezu bewegungslos. Das ist auch der Trick warum die Karpfen so nah an mich heran kommen. Wenn ich einen Karpfen bzw. meistens sind es ja Gruppen von Karpfen sehe halte ich mich irgendwo fest, oder Knie mich auf den Boden. Ich bin immer etwas schwerer tariert, bedeutet ich habe mehr Blei als man bräuchte. Dann lasse ich den Karpfen zu mir kommen. Es ist meist erst nur einer. Manchmal habe ich das Gefühl er schnuppert an mir, dann dreht er Kreise um mich um zu sehen wer oder was sich da auf einmal in „ihrer Welt“ aufhält. Dann ziehen die anderen Fische nach. Dafür braucht man natürlich einen längeren Atem. Wenn ich mich bewege oder einen hellen Blitz abfeuere sind sie in der Regel direkt weg. Daher nutze ich nur kleines Licht oder wie ich es meist mache nur mit dem Naturgengeben Licht und einem kleinen Aufhellblitz. Man kann den Karpfen auch nicht „hinterher jagen“, daher ist es der Trick sie irgendwie zu sich kommen zu lassen.
MAURICE: Das Ganze mit einem Atemzug zu machen, sorgt ja auch für kurze Fotophasen unter Wasser. Deine Bilder haben ein ganz eigenes Flair, einen speziellen Style der mich packt. Wie muss ich mir das vorstellen, wenn du auf Fotojagd bist? Fische finden und dann immer wieder abtauchen und schauen was draus wird? Deine Bilder sind ja alles andere als ein „Schnappschuss“. Und, wie lange kannst du durchschnittlich unter Wasser bleiben bis dir die Luft ausgeht?
MARCEL: Tja, wie lange kann ich unter Wasser bleiben… da gibt es mehrere Faktoren. In kaltem Wasser halte ich es nicht so lange aus, weil meine Muskeln ja auch Sauerstoff verbrauchen. Auch zum Beginn des Jahres ist die Kondition noch nicht so groß. Im verlauf des Jahres und bei warmen Wasser kann ich bis zu zwei Minuten unter Wasser bleiben, Anfang des Jahres ist es etwa eine Minute. Das ist sehr, sehr wenig Zeit für ein gutes Foto. Deshalb schnorchle ich die Oberfläche der Gewässer ab, bis ich Anzeichen von Karpfen finde. Meist ist das aufgewühlter Boden. Oder gewisse Bereiche mit Holz von denen ich weiß dass die Karpfen sich dort gerne aufhalten. Dann tauche ich dort runter um zu schauen ob die Karpfen dort sind. Wenn ich sie gefunden habe, gehe ich für das Foto runter und pirsche mich etwas an. Wie schon oben gesagt, machen die letzten Meter immer der Fisch oder die Fische selbst. Es ist wirklich immer super, super knapp. Bis ich die Kamera dann passend eingerichtet habe und alles schön läuft bin ich quasi schon am Limit meiner Luft und schaffe es dann tatsächlich nur eine Handvoll Fotos zu mache und dann muss ich wieder hoch. Wenn ich dann erneut runter gehe um zu sehen ob die Fische noch da sind, sind die meistens weg. Sprich, ich habe immer nur diese eine Chance. Aber im Gegensatz zu einem Taucher der nur eine Stunde tauchen kann bis die Flasche leer ist, kann ich den ganzen Tag im See verbringen und das mache ich auch oft. Die Tiere gewöhnen sich irgendwann auch an mich und meine Präsenz. Daher kommt es auch vor dass die Karpfen die mich „kennen“ nicht sofort abhauen und wissen „okay, da ist dieser komische Typ und was immer der da macht, der tut uns ja nichts“. Und so verbringe ich meine Tage.
MAURICE: Meine Güte, krass, da muss man aber auch fit sein, haha. Beim recherchieren um deine Person bin ich auch auf das Kollektiv „Lichtfaktor“ gestoßen. Dort konnte ich auch beeindruckende Bilder aus sämtlichen Bereichen außerhalb des Wassers finden. Auch die Homepage macht richtig was her. Erzähl unseren Lesern doch kurz, was es mit diesem Kollektiv auf sich hat.
MARCEL: Ja das ganze hält in der Tat fit. Ich habe mich wie bereits gesagt sehr früh selbstständig gemacht. Ich bin seit 20 Jahren als VJ (Videojockey) namens „Sehvermögen“ viel in der Clubszene unterwegs gewesen. Ich habe dann vor ca. 12-13 Jahren mit LICHTFAKTOR ein Lightpainting Kollektiv gegründet. Zusammen mit Programmierern, Tänzern und Graffitikünstlern haben sich viele unterschiedliche kreative Köpfe unter Lichtfaktor vereint. Wir machen viele unterschiedliche Projekte. Tanzperformances, Installationen, Videoproduktionen & klassische Werbung findet man dort. Ich mache dieses Kollektiv und meinen Job als Fotograf gerne und mit viel Leidenschaft, aber bei all meiner stressigen technischen Arbeit mit Großkunden etc. braucht man einen Ausgleich um „bei sich selbst zu bleiben“. Und den finde ich in der Unterwasserwelt und bei ihren Bewohnern, wo ich mich ein Stück weit Zuhause fühle. Im jungen Alter habe ich das noch nicht verstanden und das läuft dann auf Verschleiß und Verbrauch hinaus. Daher versuche ich im Sommer vor und nach der Arbeit am Wasser zu sein. Und an einem sonnigen Tag lasse ich auch mal die Arbeit mal Arbeit sein und verbringe meine Zeit am Baggerloch. Jetzt zu Corona Zeiten wurde es noch mehr. Es gab kaum noch Events und so habe ich viel Zeit am beziehungsweise im Wasser verbracht und auch meinen Instagram Account gestartet. Ich habe dadurch in der Coronazeit 18 Kilo abgenommen und bin körperlich fitter als noch vor 20 Jahren und es hat mir geholfen durch diese Zeit zu kommen, mental wie auch körperlich.
MAURICE: 18 Kilo, junge, junge, das ist ja mal krass. Mit welchem Equipment machst du deine Bilder?
MARCEL: Ich habe jahrelang mit einer sehr günstigen Kamera gearbeitet. Einer Olympus TG3. Das Ding hat um die 250€ gekostet. Ich habe extra so eine
billige Knipse geholt, weil ich als Fotograf und Videokünstler die Unterwasserfotografie als Hobby lassen wollte und da nicht mit professionellen Ansprüchen ran gehen wollte. Die Fotos hatte ich nur für mich gemacht. Ich war damit sehr zufrieden. Wer da einsteigen möchte und für eine Unterwasserkamera nicht viel Geld ausgeben möchte, ist das Ding eine echte Empfehlung. Gut für Makrobilder, sehr weitwinkelig, die Cam kann RAW Aufnahmen machen für eine gute Nachbearbeitung. Aber wie das mit den Hobbys so ist, wurde es nach und nach ja doch wieder mehr. Ich habe mir dann eine etwas bessere Kamera geholt. Das war eine Panasonic LX10. Die liegt so bei 500-600€ rum. Seit Anfang 2021 habe ich eine Sony Alpha 7C weil ich in der Coronazeit sehr viel mehr geknipst habe. Mit dieser Kamera kann ich bei den meist schlechten Lichtverhältnissen viel mehr rausholen, weil Kameras die im Low-Light Bereich wenig rauschen da einfach von Vorteil sind. Bin sehr glücklich mit dem Ding und man sieht auch an den Resultaten dass die Ergebnisse anders sind als noch vor zwei-drei Jahren.
MAURICE: Da du im Raum Köln wohnst bieten sich dir viele klare Baggerseen, wo du deiner Leidenschaft nachgehen kannst. Was ist das optimale Gewässer, auch in Bezug auf Größe und Tiefe, für deine Passion? Ein guter Fischbestand ist ja sicher auch sehr wichtig um etwas vor die Unterwasserlinse zu bekommen?
MARCEL: Ich gehe in jedes Wasser und bin da immer sehr neugierig. Für mich ist jedes Gewässer wie ein Planet für sich, ein eigener Kosmos, eine eigene Welt. Der eine See hat einen tollen Bewuchs und ist sehr Nährstoffreich, andere Seen an denen viel geangelt wird, diese sind oft Nähstoffärmer, sandiger Boden, nicht so alt, aber dafür viele verschiedene Fischarten. Dann gibt es Seen mit einer guten Sicht, Seen mit schlechter Sicht. In den Seen mit der schlechten Sicht muss man eher an die Makro-Fotografie gehen, bei den klaren Seen sind es dann eher die großen Fische. Mir ist die Unterwasserwelt sehr wichtig, nicht nur die Fische. Sind da Bäume, ist da schöner Bewuchs… weil ich verträumte Unterwassserwelten mag. Für mich hat jedes Gewässer etwas, egal was da ist, man findet doch irgendwie immer was.
MAURICE: Gibt es irgendwelche Kriterien bei der Auswahl deiner Tauchgewässer? Oder „trial and error“ also einfach ausprobieren und schauen was sich unter der Wasseroberfläche befindet?
MARCEL: Google Maps hilft schon mal sehr. Auch was die Zugangswege angeht. Es ist vielleicht doof das hier zu sagen… aber… naja, es ist ja nicht immer legal überall zu schwimmen, ich werde oft von Anglern verjagt oder von anderen Menschen. Ich habe aber nur in sehr wenigen Seen so etwas wie ein „Hausverbot“ weil ich zu oft gesehen wurde… haha… aber das ist der Preis. Ich schaue mir das Wasser an, es interessiert mich und dann schaue ich unter die Oberfläche. Und wenn ich sehe „der See taugt was“ schaue ich mir den auch öfter an… so lange es gut geht. Ich würde mir wünschen, ich würde nicht verjagt und man verstünde dass ich da keinen Unfug treibe. Aber ich weiß auch dass man das als Außenstehender nicht wissen kann und es ist auch sehr schwer das den Menschen zu vermitteln. Um jetzt speziell auf euch Angler zu sprechen zu kommen… ich kann verstehen dass wenn ihr da das ganze Wochenende sitzt und auf einen tollen Fisch wartet und da dann ein Typ im Wasser rum planscht und man nicht versteht „was der Typ da treibt“, dass man dann denkt „der Typ muss da weg“, das verstehe ich. Ich würde mir wünschen dass man mich eher mal einlädt und ich schaue dass ich die Angler nicht störe, anstatt direkt mit der Polizei zu drohen. Im Grunde teilen wir die selbe Leidenschaft aus sehr unterschiedlichen Perspektiven, hahaha. Aber vielleicht bringt das hier ja was, dass wir zu mehr Miteinander finden! Uns verbindet sehr viel mehr. Die liebe zu den Tieren, den Gewässern und auch dem Artenschutz. Und ich komme auch nicht drauf klar wenn die Leute da alles voll müllen und ihre fette Boombox anmachen… stört mich auch!
Vielleicht gibt es ja auch Wege mal Kontakt zu Angelvereinen zu bekommen, dass meine Kunst an manchem Ort nicht mehr illegal ist. Ich würde mir wünschen da zusammen zu kommen, wir sind keine Feinde, wir sind Freunde und wollen das Gleiche.
MAURICE: Schöne Worte Marcel. Vielleicht ergibt sich ja über dieses Interview etwas.
Man hört oft, dass die Fische kaum Angst oder Scheu vor Leuten haben die schwimmen und schnorcheln. Wie sieht das bei deiner Fotografie aus? Ist das Verhalten bei allen Fischarten gleich, oder gibt es Fischarten die Vorsichtiger/Schreckhafter sind als andere? Konntest du da Unterschiede feststellen?
MARCEL: Jedes Tier für sich verhält sich unterschiedlich und die Erfahrung hilft mir um zu wissen, wie man an das jeweilige Tier am besten ran kommt. Junge Barsche sind in großen Schwärmen unterwegs. Je älter sie werden umso kleiner wird der Schwarm. Der Aal ist immer alleine und haut schnell ab, außer er ist in einer „Höhle“. Der Hecht ist ein Einzelgänger der von sich selbst glaubt er sei unsichtbar. Aber wenn man so tut als würde man ihn wirklich nicht sehen, kommt man sehr nah ran und kann schöne Fotos machen. Die Schleie ist sehr schüchtern und meist im Paar unterwegs. Es sind meistens zwei Schleien. Karpfen sind da eher wie eine Kuhherde würde ich sagen. Da gibt es verschiedene Größen an Karpfen die meist in einer Gruppe bleiben. Große und kleine sind selten zusammen in einem Schwarm. Die Gruppe besteht meist aus fünf bis zehn Fischen. Dabei gibt es meistens so etwas wie „den Mutigsten“. Den Anführer/ die Anführerin. Dieser Fisch kommt dann als erstes auf mich zu und inspiziert mich. Wenn dieser Fisch mich als „gut“ befindet, kommen die anderen zögerlich hinterher, weil die immer sehr neugierig sind. Aber der eine kommt immer zuerst. Wenn man seine Prüfung besteht, denn wenn man sich dann hektisch bewegt und der „Rudelfüher“ verschreckt ist hauen alle anderen auch ab. Also wie man sieht, es gibt sehr unterschiedliches Verhalten bei den verschiedenen Fischarten.
MAURICE: Bei deinen Bildunterschriften ist mir aufgefallen, dass du einem Karpfen, genau wie wir Angler auch, einen Namen gegeben hast. Bei dem Fisch den du Picasso getauft hast, schriebst du, dass er eher schüchtern ist und es (über Jahre!) schwer für dich war, ein gutes Bild von ihm zu bekommen. Wir Karpfenangler stellen starke Verhaltensunterschiede von Karpfen fest, sprechen sogar von verschiedenen Charakteren. Deine Worte klangen danach als wäre dir dies auch aufgefallen?! Kannst du uns etwas dazu sagen und vielleicht ein konkretes Beispiel benennen?
MARCEL: Unter allen Fischarten sticht der Karpfen echt hervor. Die meisten Fische verhalten sich gleich. Bei Karpfen ist jedoch jeder Fisch für sich gesehen wieder sehr unterschiedlich. Ich kenne das sonst nur von Unterwassersäugern wie Delfinen. Deshalb ist der Karpfen auch mit Abstand mein Lieblingsfisch. Karpfen haben Charakter. Auch wenn es etwas esoterisch klingt… Karpfen haben eine Präsenz, ich rede da nicht von einer Aura in bunten Farben oder so, es ist schwer zu vermitteln, aber wenn man so einem Karpfen unter Wasser gegenübersteht ist es nicht wie bei anderen Fischen. Sie sind wie alte Seelen und sie sind auch sehr, sehr eigen und sie verhalten sich sehr unterschiedlich. Das ist auch der Grund warum ich Karpfen so liebe und mich damit über so viele Jahre intensiv beschäftigt habe, weil es mich so fasziniert. Es gibt zum Beispiel Karpfen die Verletzungen haben und von andern Fischen beschützt werden, weil diese Fische untereinander sozial sind. Es gab auch Karpfen die gegen mich geschwommen sind und so versucht haben mich zu verjagen und mir damit klar sagen wollten „Du bist hier jetzt nicht willkommen also hau ab“. Andere Fische, wie große Hechte, hauen ab wenn man ihnen zu sehr auf die Pelle rückt. Aber bei Karpfen ist es anders. Wenn man sie länger beobachtet, den Schwarm „lieb gewinnt“ den einzelnen Karpfen Namen gibt ist es wirklich wie ein Familientreffen wenn man die sieht. Ich gehe manchmal an Gewisse Seen zurück um zu sehen wie es ihnen geht. Das passiert mir nicht bei anderen Fischarten. Ich weiß zwar wo ein dicker Aal lebt oder ein großer Hecht steht, aber „zu Besuch“ gehe, bzw. schwimme ich nur zu Karpfen.
MAURICE: Wir Angler sind zum größten Teil oberhalb der Wasseroberfläche. Was viele Mutmaßungen und Gerüchte mit sich bringt. Hast du als „Unterwassermensch“ einen heißen Tipp für uns Angler und unsere Angelei?
MARCEL: Also wenn ich angeln würde, würde ich immer mit Schnorchel und Tauchermaske los gehen um ihre Lieblingsplätze heraus zu finden. Wenn Unterholz vorhanden ist halten sie sich dort am meisten auf. Ich würde immer in der Nähe dieser „Nester“ wie ich es mal nenne angeln, was aber ohne Boot oft sehr schwer ist. Also ich würde mir immer den See genau anschauen und nicht drauf hoffen, dass sie zu mir kommen.
MAURICE: Müll ist bei uns Anglern an den Ufern ein riesen Thema und ein Dorn im Auge. Da wir Angler versuchen die Ufer sauber zu halten, würde uns interessieren wie es unter Wasser aussieht?
MARCEL: Das mit dem Müll ist echt so ein Thema. Viele Seen werden genutzt um sich im Sommer abzukühlen. Leider oft von sehr ignoranten Menschen die überall feiern wollen und ihren Müll zurück lassen. Man findet unter Wasser viel Müll, vom E-Scooter und Fahrrädern über Schrott zu Flaschen… man findet alles mögliche. Es ist unmöglich was so alles in die Gewässer geschmissen wird. Was man raustragen kann beseitige ich auch immer wieder. Aber man findet auch viele Schnüre von Anglern. Ich versuche möglichst alles zu entfernen was geht und an Land zu bringen. Ich habe auch schon abgesoffene Futterboote gefunden. Die Frage ist eher, was findet man da nicht. Ich trage quasi bei jedem meiner Tage am See etwas aus dem Wasser und entsorge es.
MAURICE: Auf deinen Bildern finden sich viele Fischarten. Neben Salzwassseraufnahmen auch Welse, Zander, Hechte, Schleien und viele mehr. Aber die Anzahl an Bildern mit Karpfen ist noch deutlich höher. Hast du eine Vorliebe Karpfen zu fotografieren und wenn ja warum, oder findet man sie schlichtweg schneller und einfacher?
MARCEL: Die Frage habe ich ja etwas weiter oben schon quasi beantwortet. Ich fühle mich diesem Fisch verbunden. Warum angeln so viele auf Karpfen, warum gibt es so viele Karpfen Magazine ?! Ich denke ihr seht in diesen Fischen dasselbe wie ich. Jeder Fisch hat etwas für sich, es ist schwer in Worte zu fassen, aber der Karpfen ist besonders, ich sehe in diesen Fischen etwas was ich in anderen Fischen nicht sehen konnte.
MAURICE: Das war wirklich sehr, sehr interessant. Ich bedanke mich, auch im Namen von Marian und Peter, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Ich denke wir werden nicht das letzte Mal über dich und deine Unterwasserfotografie berichtet haben. Nach unserem Podcast werden schon viele auf dich aufmerksam geworden sein, aber sag doch bitte den Lesern zum Abschluss hier nochmal, wo sie dich und deine Bilder im Netz finden.
MARCEL: Auch ich möchte mich nochmal ganz, ganz herzlich bedanken. Tolle Fragen, toller Podcast, macht immer Spaß es sich anzuhören. Mit der liebe die ihr und ich zu Karpfen habe, bin ich in der Unterwasserfoto-Szene quasi alleine. Dort geht es eher darum große Fische in klaren exotischen Gewässern zu fotografieren. Wenn man Orcas, Wale, Haie oder Korallenriffe fotografiert bekommt man auch schnell viele Follower. Wenn man dann erzählt, dass man in einem grün-grauen Tümpel große Karpfen fotografiert gibt es meist nur ein Achselzucken. Ich hatte kaum bis wenig Publikum. Aber mit euch Anglern habe ich ein Publikum gefunden. Es hat gedauert bis ihr mich und ich euch gefunden habe, das war etwas wechselseitig. Ihr schätzt die Natur und den Karpfen genauso wie ich. Auch wenn wir uns die Seen in verschiedenen Perspektiven anschauen eint es uns doch sehr. Von den Leuten die mir Folgen sind bestimmt 80% Angler. Das freut mich sehr und ich freue mich darauf in Zukunft weiter zusammen zu arbeiten. Neben meiner Instagram Seite unter dem Namen „Metalimnion“ (https://www.instagram.com/metalimnion/) betreibe ich auch die Homepage https://metalimnion.com/