***Die Macht der Sprache***

Mein Name ist Romain Monnery, ich bin 19 Jahre alt und fische seit meinem 7. Lebensjahr. In meiner Jugend beangelte ich großteils Baggerseen in meiner direkten Umgebung auf Karpfen. Die einzigen Ausnahmen waren Socials bei Freunden und Urlaube in Frankreich bei denen ich immer in der Umgebung des Urlaubsortes nach Gewässern suchte, an denen ich ein paar Kurzsessions machen konnte. Allerdings konnte ich nie an meinen Wunschgewässern in Frankreich fischen, denn diese Angelei benötigt Zeit, einen Führerschein und die passende Ausrüstung. Nach meinem abgeschlossenen Abitur im Sommer 2022 entschied ich mich dazu ein Jahr bis zum Studium zu pausieren, um aktiv an öffentlichen Gewässern in Frankreich auf Karpfen zu angeln.

Trotz meines Alters kenne ich mich gewässertechnisch recht gut in Frankreich aus. Der Hauptgrund dafür ist, dass ich fließend französisch spreche. Dadurch habe ich es leichter aktuelle Informationen über Gewässer zu bekommen, aber auch mir unbekannte Gewässer zu entdecken.

Egal ob dies über das Internet geschieht oder Vorort bei einem netten Gespräch mit den Locals. Ich war in der Vergangenheit regelmäßig überrascht wie offen diese mir häufig Informationen gaben. Logischerweise handelte es sich hierbei nicht um Szenegewässer die seit Jahren sehr stark beangelt werden und an denen nur noch Hass und Fischneid herrscht. An diesen Orten bleibt man am besten komplett unauffällig oder meidet sie völligst !

Aber bei jeglichen Touren an weniger stark frequentierte Gewässer war die Sprache zu sprechen, häufig ein großer Vorteil. Genauso lassen sich Konflikte am Wasser mit den Locals selbst oder Raubfischanglern oft verhindern. Selbstverständlich gibt es immer welche die einfach keine Rücksicht nehmen wollen, doch häufig lässt sich durch direkte Kommunikation viel Stress vermeiden. Auch Missverständnisse mit Kontrolleuren gehen so häufig besser für einen selbst aus, so meine Erfahrung. Für jeden der regelmäßig in Frankreich fischen geht wird es sehr hilfreich sein, ein kleines Repertoire an Sätzen zu kennen, welche die Kommunikation beim angeln in Frankreich vereinfachen.

Selbstverständlich ist auch die englische Sprache hilfreich, vorallem um sich gut mit Karpfenanglern aus Belgien, Holland und England unterhalten zu können.

Mit einem kleinen Kreis guter Angler aus verschiedenen Ländern verknüpft zu sein, wird einem in der Angelei im Ausland enorm weiterhelfen. Denn je weniger Zeit einem zur Verfügung steht, desto wichtiger ist ein Plan und gute Informationen. Vor allem wenn man sich außerhalb des Geländes eines gemütlichen Paylakes bewegt, über welchen alle Informationen und Fischbilder im Internet zu finden sind.

Flicken für Anfänger

Vorallem im Herbst verbrachte ich viel Zeit in Frankreich. Im Kopf bleibt mir dabei vorallem die erste längere Session von knapp drei Wochen. Ich wollte einen Roadtrip machen und dabei primär kleinere Gewässer befischen, die dennoch alle sehr anspruchsvoll sind und große Karpfen beherbergen.

Peter bot mir schon vor einem Jahr an, dass ich fehlendes Tackle von ihm jederzeit haben könnte. Ihm fehlte momentan einfach die Zeit und er könnte so zumindest ein bisschen an meinen Sessions teilhaben, so seine Worte. Dafür erstmal fettes Dankeschön.

Für diesen Trip hatte ich alles bis auf ein kleines Boot. An vielen Gewässern die ich auf dieser Tour befischte gab es zwar kein direktes Verbot zur Verwendung von Booten, dennoch wollte ich möglichst unauffällig bleiben. Schwedes schlug mir vor sein 200 Fox Camo zu nehmen.

Beim Auspacken des Bootes stellte sich leider heraus, dass die Mäuse eingefallen waren. Die Hanf- und Tigernussreste wurden beseitigt und alle Löcher geflickt. Letzendlich waren es am Wasser angekommen, leider mehr Löcher als zuerst gedacht, weshalb ich die nächste Woche beim angeln jeden Abend damit verbrachte das Boot zu flicken. Dabei gab es primär Probleme mit einer bestimmten Stelle, direkt an einem Materialienübergang. Es lagen zwei Löcher direkt aneinander und so ungünstig, dass zwei Flickversuche scheiterten. 

An dem Stausee den ich innerhalb dieser Tage beangelte traf ich auf einen sehr netten Engländer, der mich über einen holländischen Freund von uns beiden kannte. Wir verstanden uns von erster Minute sehr gut. Nach längerem Gespräch und als er von meiner ungünstigen Situation mit dem Boot erfuhr, gab er mir einen Spezialkleber mit. Dieser habe an seinem Syndikatsgewässer in England wohl drei komplett zerstörte Boote repariert. Trotz voller Hoffnung und sicher, dass das Problem nun aus der Welt sei, schlugen auch zwei weitere Flickversuche mit dem neuen Superkleber fehl und ich gab mich geschlagen. Schließlich fahre ich nicht durch halb Frankreich um Boote zu flicken, sondern um große Karpfen zu fangen. Bei einem Vergleich meiner Fänge großer Karpfen und den Erfolgen bei meinen bisherigen Bootsflickversuchen, kann ich das auch deutlich besser.

Nach ein paar Tagen hatte ich mich absolut an das Loch im Boot gewöhnt. Es wurde einfach zur Routine einmal täglich das Boot wieder voll aufzupumpen. Als ich knapp eine Woche später, mit gut gefüllter Speicherkarte und komplett vollbeladen mit meinem 2 Meter Boot (ich selbst bin 1,90 und saß nur noch auf der Bootskante) am Camp von meinem neuen englischen Freund vorbeifuhr, konnte er sich das lachen nicht verkneifen und filmte mich nur bei meinem Paddel- Übersetzvorgang mit dem viel zu kleinen Boot (Disclaimer: natürlich mit Schwimmweste). Er rief nur: ,,You are crazy!!“ Kaum zu glauben, aber ich fischte auch die nächsten zwei Wochen und an vier weiteren Gewässern mit dem kaputten Mäuseboot!

Vom komplett festgefahrenen Auto bis zu einem absoluten Fressrausch großer Fische, habe ich in den letzten Monaten alles erlebt. Die Angelei an öffentlichen Gewässern zieht häufig viele Kräfte, birgt Risiken und bringt immer Ungewissheiten mit sich. Zielfische verschwinden, es gibt keine Platzreservierungen und bei jedem Trip kann vieles schiefgehen. Meiner Meinung nach ist es das aber wenn man letztendlich zurückschaut, immer alles wert gewesen. Das ganze war auch erst der Anfang und es wird die nächsten Jahre weitergehen!

Liebe Grüße und viel Erfolg auf allen Touren

Romain